VPS: Dateien mit SystemRescue retten
Diese Anleitung wurde mit den folgenden Produkten erstellt:
(Details können je nach Produkten verschiedener Anbieter variieren, aber die Hauptkonzepte bleiben gleich)
Einführung
Dein Server bootet nicht mehr? Du bist ausgesperrt oder willst vor Änderungen noch schnell ein Backup machen?
Wenn du deinen Server mit der SystemRescue ISO startest, kannst du trotzdem auf deine Laufwerke zugreifen, wichtige Dateien retten und lokal Backups erstellen. Das funktioniert sogar, wenn das ursprüngliche Betriebssystem nicht mehr erreichbar ist.
Um die geretteten Daten sicher zu übertragen, kannst du SFTP (Secure File Transfer Protocol) nutzen. So kopierst du Dateien vom Rescue-System auf deinen lokalen Rechner oder einen anderen Server über eine sichere, verschlüsselte Verbindung.
Vorbereitung
Für das Backup nutzt du die SystemRescue ISO Version 12.01.
Logg dich zuerst in dein VPS-Interface ein und navigiere zum Bereich ISOs.
Wähle die ISO aus den verfügbaren Optionen aus. Nach der Auswahl klickst du auf Bootreihenfolge anpassen und dann auf den Reboot-Button, um den Bootvorgang zu starten.
Sobald der Server von der ISO gestartet ist, verbinde dich über die VNC-Konsole, um weiterzumachen. Wenn die Konsole aktiv ist, siehst du das Bootmenü der SystemRescue ISO. Wähle hier die Option, mit den Standardparametern zu booten.
So startet SystemRescue mit der empfohlenen Standardkonfiguration und bietet dir eine stabile, einsatzbereite Umgebung für Systemwartung oder Datenbackup.
Laufwerk(e) einbinden
Bevor du ein Laufwerk mountest, solltest du dir einen Überblick über die verfügbaren Speichergeräte und deren Partitionen verschaffen. Das geht mit folgendem Befehl:
fdisk -l
Dieser Befehl listet alle erkannten Laufwerke mit ihren Partitionen auf. Die Ausgabe zeigt:
- Angeschlossene Speichergeräte (z.B.
/dev/sda,/dev/sdb), - Die Größe der Laufwerke,
- Partitionstypen,
- Verfügbare Partitionen (z.B.
/dev/sda1,/dev/sda2, …), - Den Dateisystemtyp (falls erkannt).
In diesem Beispiel hat das Laufwerk /dev/sda drei Partitionen: /dev/sda1, /dev/sda2 und /dev/sda3. Achte darauf, die richtige Partition zum Mounten auszuwählen. Die Ausgabe von fdisk -l hilft dir, Fehler zu vermeiden, indem sie klar zeigt, welche Daten auf welchem Laufwerk liegen. Beispiel:
Disk /dev/sda: 111.76 GiB, 119998201240 bytes, 234373120 sectors
Device Boot Start End Sectors Size Type
/dev/sda1 * 2048 1050623 1048576 512M EFI System
/dev/sda2 1050624 3147775 2097152 1G Linux filesystem
/dev/sda3 3147776 234440703 231292928 110G Linux LVM
Hast du die richtige Partition gefunden, erstellst du als nächstes ein Verzeichnis, das als Mountpunkt dient – also der Ort, an dem die Partition zugänglich gemacht wird. Dann mountest du die gewünschte Partition in dieses Verzeichnis. Es empfiehlt sich, das Laufwerk im Nur-Lese-Modus zu mounten, um die Daten sicher zu behandeln.
Nutze dafür diese Befehle:
mkdir /mnt/rescue
mount -o ro /dev/sdaX /mnt/rescue
Ersetze /dev/sdaX durch die korrekte Partition, die du mit fdisk -l gefunden hast. In unserem Beispiel wäre das /dev/sda2.
Firewall konfigurieren
SystemRescue aktiviert standardmäßig aus Sicherheitsgründen seine Firewall. Das bedeutet, alle eingehenden Verbindungen werden blockiert, um das System vor unbefugtem Zugriff zu schützen.
In deinem Fall musst du aber eine Verbindung von deinem lokalen Rechner zum SFTP-Server auf SystemRescue erlauben. Dafür kannst du entweder die Firewall so konfigurieren, dass SFTP-Verkehr erlaubt wird, oder sie vorübergehend deaktivieren.
Wenn du dich in einem vertrauenswürdigen Netzwerk befindest, ist die schnellste Lösung, den Firewall-Dienst in SystemRescue mit folgendem Befehl zu stoppen:
systemctl stop iptables
Root-Passwort setzen
Der SFTP-Client muss sich mit Benutzername und Passwort authentifizieren, um auf die Daten des SFTP-Servers zugreifen zu können. Dafür wird das System-Root-Konto genutzt, damit der Client auf alle Dateien zugreifen kann, die in SystemRescue sichtbar sind. Standardmäßig ist die Anmeldung als Root in SystemRescue nicht erlaubt. Du musst also ein Passwort setzen, damit sich der Client authentifizieren kann. Definiere ein Passwort mit diesem Befehl:
[root@sysrescue ~]# passwd root
New password:
Retype new password:
passwd: password updated successfully
Datenübertragung
Jetzt bist du bereit, deine Daten zu sichern. Öffne einfach deinen bevorzugten FTP-Client und stelle eine Verbindung zu deinem Server her. Achte darauf, SFTP als Übertragungsprotokoll auszuwählen. Als Hostname gibst du die IP-Adresse deines Servers ein, nutzt Port 21 und meldest dich mit dem Benutzernamen root und dem zuvor gesetzten Passwort an.
Wenn du dich zum ersten Mal per SFTP mit einem Server verbindest, zeigt WinSCP diese Sicherheitsabfrage. Die Warnung erscheint, weil der Host-Key des Servers noch nicht im lokalen Cache gespeichert ist.
Wenn du sicher bist, dass die IP-Adresse stimmt und du die Verbindung absichtlich herstellst, kannst du dem Server bedenkenlos vertrauen. Klicke einfach auf "Ja", um zu bestätigen. Damit wird der Schlüssel im Cache gespeichert und du wirst bei zukünftigen Verbindungen zu diesem Server nicht mehr gefragt.
Sobald du verbunden bist, navigiere in das zuvor erstellte rescue-Verzeichnis. Dort hast du Zugriff auf deine Dateien und kannst sie auf deinen lokalen Rechner herunterladen. Durchstöbere einfach die Ordner, wähle die Daten aus, die du sichern möchtest, und übertrage sie sicher per SFTP.
Fazit
Du hast jetzt erfolgreich deine wichtigen Dateien gerettet und gesichert.
Deine Daten sind damit sicher und können jederzeit wiederhergestellt werden. Nun kannst du mit weiteren Schritten weitermachen, wie z.B. der Neuinstallation deines Servers, der Reparatur des Systems oder der Migration deiner Daten in eine neue Umgebung.
Bei Fragen oder wenn du Hilfe brauchst, steht dir unser Support-Team täglich zur Seite! 🙂